Das Leid mit Bewertungsportalen

Man erlebt ja so allerhand in einer Praxis. Sehr viel Nettes und Sympathisches, aber manchmal leider auch Dinge, die man lieber nicht erleben möchte.

So kommt es hin und wieder auch einmal vor, dass ein/e Patient/in etwas Unrichtiges oder gar Ungesetzliches von mir fordert, z. B. eine Bescheinigung über Krankheiten, die gar nicht vorliegen, bis hin zum Versicherungsbetrug. Gott sei Dank passiert das in meiner Praxis nur selten, aber es kommt hin und wieder vor.

Nun kann ich ganz gut Nein sagen, und wie bisher werde ich auch in der Zukunft nichts tun, was ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Viele Patienten haben dafür Verständnis, in einigen Fällen kommt es dann leider zu Rachebewertungen in sogenannten Arztbewertungsportalen, wie z. B. jameda.de.

Zwar sind diese Bewertungsportale sehr umstritten, weil es eben keine vernünftige Möglichkeit gibt, echte Bewertungen von Fake- und Rachebewertungen zu unterscheiden, was in gleicher Weise sicher auch für Restaurant- und andere Bewertungen gilt. Nicht umsonst haben einige dieser Portale inzwischen in juristischen Auseinandersetzungen heftige Niederlagen erleiden müssen. Auch diverse Fernsehsender berichteten bereits über kritikwürdige und umstrittene Praktiken mancher dieser Portale.

Trotzdem wird man solche Bewertungen nicht komplett verhindern können, man muss als Arzt (oder Restaurantbesitzer) damit leben. So halte ich das in der Regel auch, und lese solche Bewertungen (gute wie schlechte) auch meist nicht.

Allerdings wurde ich in einem Fall von einem lieben Patienten auf eine Bewertung aufmerksam gemacht, in der wissentlich unrichtige und damit rufschädigende Behauptungen aufgestellt wurden. In solchen Fällen sehe ich mich dann doch gezwungen, Anzeige wegen Verleumdung (§187 StGB) oder übler Nachrede (§186 StGB) zu stellen. Bewertungsportale sind bei staatsanwaltlichen Ermittlungen übrigens gemäß Telekommunikationsgesetz verpflichtet, die Nutzerdaten (IP-Adresse, Browserkonfiguration, IMEI und anderes) zur Verfügung zu stellen, wodurch anhand der (scheinbar) anonymen Bewertung schnell eine konkrete Person ermittelt werden kann.

Ich habe großes Verständnis, dass nicht jeder mit mir zufrieden sein kann. Ich kann es auch mit größtem Bemühen nicht recht machen, und bin verpflichtet, mich an geltende Vorschriften zu halten. Natürlich ist es okay, wenn sie dann eine Bewertung schreiben, aber bleiben Sie bitte bei der Wahrheit!

Und noch schöner wäre es übrigens, wenn sie mir ihren Ärger persönlich sagen würden, aber dazu gehört Mut.